Werner Heisenberg und Göttingen: Zum hundertsten Geburtstag am 5. Dezember

Neben Albert Einstein zählt Werner Heisenberg zu den wichtigsten Physikern des 20. Jahrhunderts und war einer der Begründer der Quantenmechanik. Viele seiner Lebensabschnitte sind mit Göttingen verbunden. So verbrachte er bereits während seiner
Werner Heisenberg (ca. 1926)
Doktorandenzeit bei Sommerfeld in München das Wintersemester 1922/23 in Göttingen bei Max Born, dem damaligen Leiter des Instituts für Theoretische Physik. Nach seiner Promotion in München, im Alter von 22 Jahren, kehrte er als Assistent von Max Born nach Göttingen zurück. Während dieser Zeit, 1925, gelang ihm der Durchbruch zur Quantenmechanik, und er entwickelte in der Folgezeit deren Grundlagen in enger Zusammenarbeit mit Born und Pascual Jordan. Es war ebenfalls hier in Göttingen, wo Heisenberg mit Nils Bohr zusammentraf. In der Zeit von 1924 bis 1926, führten ihn intensive Forschungsvorhaben an dessen Institut in Kopenhagen. Er kehrte aber immer wieder nach Göttingen zurück. 1927 veröffentlichte er seine berühmte "Unschärferelation", die belegte, dass ein Messen sowohl der Geschwindigkeit als auch der Position von Teilchen mit gleicher Präzision unmöglich ist. Heisenbergs erste Periode in Göttingen endete 1927 mit seiner Berufung im Alter von 26 Jahren als Professor an die Universität Leipzig.

Während des Krieges arbeitete Heisenberg an dem Deutschen Uran-Projekt, das auf eine kontrollierte nukleare Kettenreaktion abzielte. Bei Wissenschaftshistorikern löste die Frage, ob dieses Projekt Möglichkeiten für die Entwicklung der Atombombe bot, lebhafte Debatten aus.

Als nach dem Krieg das Kaiser-Wilhelm-Insitut für Physik von Berlin nach Göttingen verlegt wurde, übernahm Heisenberg dessen Leitung. Neben vielen Themen entwickelte er die nichtlineare Spinor-Theorie, teilweise in Zusammenarbeit mit Pauli. Er hielt sie, wahrscheinlich fälschlich, für die fundamentale Theorie der Elementarteilchen.

Zusammen mit anderen herausragenden deutschen Physikern unterschrieb Heisenberg 1957 die "Göttinger Erklärung", die sowohl gegen die Forschung an Nuklearwaffen als auch gegen ihren Besitz eintrat, im Gegensatz zu Adenauers Wunsch, die neue deutsche Armee mit taktischen Atomwaffen auszurüsten. Heisenberg war Wegbereiter für die "friedliche Nutzung der Kernenergie", wie es damals genannt wurde, die in der Errichtung von nuklearen Reaktoren zur Forschung und Energiegewinnung resultierte. Heisenbergs zweite Periode in Göttingen endete 1958 mit dem Umzug des Max-Planck-Instituts für Physik nach München.

Neben seinem Anteil an der Schöpfung der Quantentheorie leistete Heisenberg hervorragende und dauerhafte Beiträge auf vielen Gebieten, z. B. der Kernphysik, Ferromagnetismus, Supraleitung, Relativistischen Quantenfeldtheorie und Streutheorie.

Sonderveranstaltungen:

Göttinger Physikalisches Kolloquium Montag, d. 10.12.2001, 17.15 Uhr
Armin Hermann: Werner Heisenberg zum hundertsten Geburtstag

Theoretisch-Physikalisches Seminar Donnerstag, d. 13.10.2001, 14.15 Uhr
Mark Walker: "Heisenberg und Nationalsozialismus"
(Siehe auch: Die Göttinger Erklärung)

Literatur:

W. Heisenberg: Collected Works (Eds. W. Blum, H.-P. Dürr and H. Rechenberg), Series B. Vol. 1, Springer: Heidelberg 1984.

D. Cassidy: Uncertainty: the life and science of Werner Heisenberg. New York: Freeman 1992.

M. Walker: Nazi science: myth, truth, and the German atomic bomb. New York: Plenum Press: 1995.


Last modified: Fri Dec 7 13:01:02 CET 2001