75 Jahre Quantenmechanik
In den frühen zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts deutete es sich
an, dass die "alte" Bohr-Sommerfeldsche Quantentheorie zu Problemen
führte, die nur durch eine radikale Neuformulierung zu lösen sein würden.
Werner Heisenberg, der bei Sommerfeld in München promoviert hatte,
beschäftigte sich in Max Borns Gruppe am Institut für Theoretische Physik
in Göttingen intensiv mit diesem Problem.
Im Juni 1925 gelang ihm bei einem Aufenthalt auf der Insel Helgoland der
Durchbruch. Zurück in Göttingen gab er Mitte Juli Born ein Manuskript
und bat ihn dieses an die Zeitschrift für Physik zu schicken, falls
er "mit der Sache etwas anzufangen wüsste" und fuhr wieder wegen
seines Heuschnupfens an die See. Born war die Bedeutung der Idee
sofort klar und er schickte Heisenbergs Manuskript "Über quantentheoretische
Umdeutung kinematischer und mechanischer Beziehungen" ab.
Die Quantenmechanik in ihrer ersten Form war geboren. Wenige Tage
später erkannte Born Heisenbergs "Multiplikationsregel" als
Matrizenmultiplikationsregel und Heisenbergs Zugang wurde "Matrizenmechanik"
genannt. In der "Dreimännerarbeit" von Born, Heisenberg und Jordan mit dem
Titel "Zur Quantenmechanik II" lag bereits im November desselben Jahres
die allgemeine mathematische Formulierung der Matrizenmechanik vor.
Der zweite Akt begann in Zürich durch Schrödingers Arbeit "Quantisierung
als Eigenwertproblem" und schnell folgenden weiteren Arbeiten zur
"Wellenmechanik" im Jahr 1926. Eine kurze Zeit sah es
so aus, als ob es zwei ganz verschiedene Erklärungssysteme für
die Welt der Atome gäbe, die Matrizenmechanik und die Wellenmechanik,
bis Schrödinger selbst ihre völlige Äquivalenz zeigte.
Durch das revolutionäre Jahr 1925 hat Göttingen einen festen Platz in der
Geschichte der Physik. Also Grund genug vor der Büste Borns mit
Heisenbergs "Der Teil und das Ganze" in der Hand anzustoßen.
Prof. Dr. K. Schönhammer
jh,
Last modified: Mon Mar 10 13:06:26 CET 2008